Sie waren gerade mit Ihrem Projekt BaKaRoS beim Bucerius Lab Symposium der ZEIT-Stiftung Ebelin und Gerd Bucerius in Hamburg und auf der Mini Maker Faire in Stuttgart. Das sind zwei sehr unterschiedliche Veranstaltungen – wie haben Sie sich dort vorgestellt?
Sebastian Lotz: Die beiden Veranstaltungen waren tatsächlich recht unterschiedlich, vor allem in Bezug auf das Publikum. Beim Symposium des Bucerius Lab zur Zukunft der Arbeit trafen wir auf Fachleute aus unterschiedlichen Disziplinen. An unserem Stand auf der Mini Maker Faire hingegen haben vor allem Familien bzw. oft nur ein Elternteil mit Kind vorbeigeschaut. Unsere Auftritte waren allerdings recht ähnlich. Im Zentrum standen die Ausstellungstische mit unseren Prototypen – Teleskop, Mikroskop, Datenbrille, Smartphone-Mikroskop, Virtual-Reality-Brille –, die ausdrücklich angefasst und ausprobiert werden dürfen. Denn der Aspekt des „Begreifens“ ist bei unserem Optikbaukasten, so wie generell beim Baukastenprinzip, zentral.
In Hamburg hatten wir zusätzlich das Soft-Sense-Exponat des Fraunhofer IAO dabei, das interaktiv ein Bewusstsein für gesundes Sitzen schaffen soll. Die Benutzer spielen auf einem Projektionstisch den Videospielklassiker Pong: Sie steuern es mithilfe beweglicher Hocker und Körperbewegungen – mit positivem Begleiteffekt für die Tiefenmuskulatur im Rücken. Die Brücke zu BaKaRoS haben wir geschaffen, indem wir auch unsere Ausstellungstische mit beweglichen Hockern ausgestattet haben, die das analoge Spielen mit Baukästen und gesundes Sitzen gleichzeitig fördern sollen.
Auf der Mini Maker Faire kam es übrigens zu einer interessanten Wendung: Die meisten Kinder waren jünger als 12 Jahre, was die von uns angestrebte Altersuntergrenze ist. Das liegt vor allem an der Komplexität des Aufbauens von Optiken. Dadurch, dass so viele jüngere Kinder dort waren, konnten wir die Robustheit und die Anwendbarkeit unserer fertigen Exponate ausgiebig testen. Es war sehr spannend, unsere Exponate auf den beiden Veranstaltungen sehr unterschiedlichen Zielgruppen zu zeigen und aus den Reaktionen Erkenntnisse für den weiteren Entwicklungsprozess zu ziehen. Zudem war das Feedback der Besucher, mit denen wir ins Gespräch gekommen sind, positiv.
Was war das Highlight, das die Besucher besonders angezogen hat?
Carsten Reichert: Ganz besonders gefallen den Besuchern unser Smartphone-Mikroskop und die Datenbrille. Aber auch das Teleskop kommt gut an. Bei der Mini Maker Faire konnte man damit aus dem Fenster schön die Menschen beim Einkaufen auf der Königsstraße beobachten.
Sebastian Lotz: Auf dem Bucerius Symposium hat der BaKaRoS-Tisch mit den bunten Bausteinen und Exponaten die Besucher dazu bewegt, sich unserem Ausstellungsbereich zu nähern und auch Fragen zu stellen. Erst danach wendeten sie sich dem Soft-Sense-Exponat zu. Auf der Mini Maker Faire waren es vor allem die Kinder, die die Erwachsenen an unseren Stand zogen.
Ein wirkliches Highlight bei den BaKaRoS-Exponaten ist aus meiner Sicht nur schwer auszumachen, da wir mittlerweile eine gute Bandbreite vom analogen Teleskop bis zum kleinen Roboter mit Mikrokontroller haben. Wenn wir mit den Besuchern sprechen, sind es oft die Objekte, deren Funktion nicht sofort ersichtlich ist, die am meisten beeindrucken. So sorgen das Smartphone-Mikroskop oder die Datenbrille, mit der Daten im Sichtfeld abgebildet werden können, immer wieder für überraschte Gesichter.
Bei BaKaRoS ist der Community-Gedanke auch ein wichtiger Faktor. Welche Anregungen und Inspirationen haben Sie von den beiden Veranstaltungen mitnehmen können?
Carsten Reichert: Leider ist das Wissen in Bezug auf optische Elemente bzw. Aufbauten kaum verbreitet, obwohl wir alle täglich die verschiedensten optischen Geräte nutzen. Genau das wollen wir ändern und mithilfe unserer Prototypen die Funktionsweise unterschiedlichster optischer Aufbauten erklären. Vor allem bei Kindern ist es so, dass Wissen spielerisch vermittelt werden muss, da sie sonst das Interesse schnell verlieren. Da bekommen wir auch ganz unverblümtes Feedback. Um die Community besser ausbauen zu können, wollen wir unseren Internetauftritt bakaros.de deutlich ausbauen. Dort sind jetzt schon einige Bauanleitungen und Teilelisten verfügbar, aber wir wollen die Plattform weiter ergänzen und verbessern. Wir überlegen zum Beispiel, den Anleitungen kurze Theorieteile zur Seite zu stellen bzw. mit Webseiten zu verlinken, auf denen die Theorie verständlich erklärt wird.
Sebastian Lotz: Wir haben nun schon ungefähr ein Jahr an Konzepten und Prototypen für BaKaRoS gearbeitet. Jetzt wird es Zeit, unsere Arbeiten regelmäßig der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen und unsere Arbeit zu testen. Dabei ist es gar nicht so leicht, die eigenen Entwicklungen herauszugeben, da man sie niemals als fertig betrachtet. Unseren Internetauftritt wollen wir künftig auch dafür nutzen, Anregungen und konstruktive Kritik aus der Community zu erhalten. Ansonsten haben die beiden Veranstaltungen im Hinblick auf den Community-Gedanken meines Erachtens gezeigt, wie wichtig vor allem der direkte Austausch ist, um unsere Forschung in diesem Projekt voranzubringen. Dafür müssen wir verstärkt auf unsere Zielgruppen in Schule und Wissenschaft zugehen und Möglichkeiten schaffen, dass diese Gruppen unseren Baukasten nutzen können. Deshalb wollen wir nicht nur Aussteller sein, sondern auch Veranstalter werden.
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