Monitoring von Retinatherapien @Home

Lebenswissenschaften
18.08.2015
Erstellt von BMBF-Verbundprojekt RETOME

BMBF-Verbundprojekt RETOME gestartet: Erhöhung der Lebensqualität von AMD-Patienten durch optische Kohärenz-Tomographie für Zuhause.

Die Makula des Auges ist der Netzhautbereich des schärfsten Sehens. Die Erkrankungen dieses Teils der Netzhaut sind eine der häufigsten Ursachen der Erblindung in den Industrieländern. Zu diesen Erkrankungen gehören die altersbedingte Makula-Degeneration (AMD), die diabetische Makulopathie (DME) und das verschlussbedingte Makulaödem (RVO). Derzeit leiden allein in Deutschland etwa 1,8 Millionen Menschen an der neo-vaskulären (feuchten) Form der altersbedingten Makula-Degeneration (nvAMD), die unbehandelt schnell zur Erblindung führt.

Die Behandlung der feuchten AMD erfolgt derzeit mittels regelmäßiger, ein- bis zweimonatlicher Injektionen von Präparaten, welche das Wachstum von krankhaften Gefäßen hemmen (sog. Anti-VEGF Präparate), die bei der Entstehung dieser Krankheit eine entscheidende Rolle spielen. Individuelle Injektionen nach Bedarf, basierend auf monatlichen Kontrollen beim Augenarzt, erreichen hierbei einen guten therapeutischen Effekt.

Diese monatlichen Kontrollen stellen jedoch insbesondere für alte, sehbehinderte und oft von mehreren Erkrankungen gleichzeitig betroffenen Menschen eine teils unüberwindliche Hürde dar, insbesondere bei stabilen Befunden, die keiner ärztlichen Behandlung bedürfen. Darüber hinaus verursachen sie hohe Kosten im Gesundheitswesen. Eine generelle Verlängerung der Kontrollintervalle führt hingegen zu deutlich schlechteren Ergebnissen, weil sie die möglicherweise erforderliche Injektion verzögern. Mit jeder verzögert verabreichten Re-Injektion geht aber ein Teil des Sehvermögens unwiederbringlich verloren.

Die Indikation für eine Re-Injektion muss für gute Ergebnisse mittels optischer Kohärenztomographie (OCT) gestellt werden. Die OCT ermöglicht sowohl die qualitative Erfassung als auch eine quantitative Vermessung der krankhaften Netzhautveränderungen.

Eine Möglichkeit, diese Untersuchung nicht von einem Augenarzt, sondern beispielsweise von Pflegepersonal oder sogar vom Patienten selbst als Vor-Ort-Analyse Zuhause durchzuführen, könnte die Häufigkeit der Kontrollen erhöhen, ohne den Aufwand für die ambulante ärztliche Betreuung zu steigern. Damit würden die Therapiekontrolle substantiell verbessert und gleichzeitig die Kosten für das Gesundheitswesen deutlich gesenkt. Zum Monitoring von Retinatherapien ist daher Anfang August 2015 das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderte Verbundprojekt „RETOME“ gestartet.

Ziel des Projekts ist eine Erhöhung der Lebensqualität von AMD-Patienten durch die Optimierung der Injektionshäufigkeit. So können dem Patienten einerseits überflüssige Injektionen mit den entsprechenden Risiken erspart werden. Andererseits wird durch die erhöhte Kontrollfrequenz eine mögliche vorzeitige Erblindung optimal verhindert. Im Rahmen des Vorhabens soll darüber hinaus erforscht werden, inwieweit auch die Diagnostik bei der diabetische Makulopathie (DME) und dem verschlussbedingten Makulaödem (RVO) mit solchen Kontrolluntersuchungen verbessert werden kann.

Im Rahmen dieses Forschungsprojektes wird das Medizinische Laserzentrum Lübeck GmbH (MLL) auf Basis umfangreicher Patientendaten der Universitäts-Augenklinik Kiel verschiedene Techniken für ein Home-Care OCT-Gerät erarbeiten. Klinische Demonstratoren, inklusive der Datenauswertungsalgorithmen, werden bei der Carl Zeiss AG und am MLL realisiert und an der Augenklinik Kiel klinisch evaluiert. Ein technisches Schlüsselelement bildet hierbei die in das Gesamtsystem integrierte Kameratechnik. Letzteres wird von der Fa. Basler AG erforscht. Die Carl Zeiss AG plant nach Projektende die Entwicklung, Zulassung, Markteinführung und den Vertrieb dieser Home-Care OCT-Geräte zu übernehmen.

Der RETOME-Verbund wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der Initiative „Vor-Ort-Analytik mit photonischen Verfahren für den Einsatz in den Lebenswissenschaften“ mit rund 1,52 Million Euro gefördert. Nach drei Jahren Laufzeit sollen die Projektarbeiten Ende Juli 2018 abgeschlossen werden.