Biegsam und dünner als ein Haar: Innovationspreis für das Glas der Zukunft

Organische Elektronik
18.04.2016
Erstellt von SCHOTT AG / VDI Technologiezentrum GmbH

SCHOTT AG erhält den Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft 2016 in der Kategorie Großunternehmen / Forschung und Entwicklung unterstützt durch BMBF-Verbundprojekt KONFEKT.

Der „Innovationspreis der Deutschen Wirtschaft“ in der Kategorie Großunternehmen geht in diesem Jahr an den Mainzer Glasspezialisten SCHOTT für die Erforschung und Entwicklung von ultradünnem, biegsamem Glas. Dr. Frank Heinricht, Vorstandsvorsitzender der SCHOTT AG, nahm den renommierten Innovationspreis am vergangenen Samstag auf einer festlichen Veranstaltung von EU-Kommissar Günther H. Oettinger und Physiknobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von Klitzing entgegen.

„Dieser Preis ist für SCHOTT eine besondere Ehre und eine Bestätigung für unsere intensive und kontinuierliche Arbeit an diesem visionären Thema. Die Auszeichnung unterstreicht, dass es uns mit der Materialinnovation ultradünnes Glas gelungen ist, einen vielversprechenden Wegbereiter für neue Anwendungen auf den Markt zu bringen. Durch enge Kooperation mit nationalen Instituten und Unternehmen tragen wir auch zur Sicherung von Deutschland als Forschungs- und Technologiestandort bei“, so Heinricht.

Das ausgezeichnete Glas ist mit einer minimalen Dicke von 25 μm dünner als ein menschliches Haar. Es ist gehärtet, kratzfest und biegbar bis zu einem Radius von wenigen Millimetern – ohne Ermüdungserscheinungen. Dies ermöglicht zukunftsweisende Innovationen in den verschiedensten Industrien wie zum Beispiel in der Konsumerelektonik, Verpackungs-, Hausgeräte- und Automobilindustrie.

So trägt das ultradünne Glas zur weiteren Miniaturisierung der Elektronik bei, da es der wachsenden Wärmeentwicklung leistungsstarker Prozessoren in Smartphones besser als Kunststoff widersteht. Es stellt zudem eine vielversprechende Alternative zu Silizium als Trägermaterial für die Durchführung und Verteilung von Datenströmen zwischen Prozessoren, Speicherbausteinen und anderen Komponenten dar. Die einzigartigen elektrischen Hochfrequenzeigenschaften von Glas ermöglichen einen Datentransport mit geringeren elektrischen Verlusten.

Durch seine besonderen Barriereeigenschaften schützt das hauchdünne Glas zudem empfindliche organische Materialien gegen Luftfeuchtigkeit und Sauerstoff. Diese Verkapselungseigenschaften sind für OLEDs besonders wichtig, beispielsweise als flexibles OLED-Display in Wearables, also Anzeigegeräten, die sich wie ein Armband tragen lassen oder in Textilien integriert sind. Auch im Smartphone der Zukunft wird es wichtige Funktionen übernehmen: Als gehärtetes Deckglas im biegbaren OLED-Display, als Kamera oder Fingerprint-Sensor, als Substratmaterial für die Dünnschichtbatterie oder als thermisch und formstabile Komponente im Prozessor.

Ultradünnes Glas von der Rolle

Die Grundlagen für das innovative Glas legt SCHOTT in der Forschung und Entwicklung. Aktuell erforscht und entwickelt das Unternehmen mit drei weiteren Partnern in dem vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) geförderten Projekt „KONFEKT“ ultradünnes Glas „von der Rolle“, das zum Beispiel für die nächste Generation von OLED-Anwendungen eingesetzt werden kann.

In dem Forschungskonsortium KONFEKT (Erforschung eines konfektionierbaren Dünnglas-Substratsystems für Anwendungen der Organischen Elektronik) konzentrieren sich die vier Partner SCHOTT, tesa, VON ARDENNE und das Fraunhofer-Institut für Organische Elektronik, Elektronenstrahl- und Plasmatechnik FEP auf zwei Funktionalitäten von Dünnglas: Im ersten Teilprojekt wird ein Verbund aus ultradünnem Glas mit einem Barriere-Klebeband entwickelt, der als hermetische Verkapselung von elektronischen Bauteilen dient. Im zweiten Teilprojekt wird erarbeitet, wie dünnstes Glas als funktionales Substrat für anspruchsvolle Applikationen dienen kann, zum Beispiel für Bauelemente der organischen Elektronik.

Ziel des Konsortiums ist es, wickelbares Glas durch Lamination mit funktionalen Klebebändern sowie durch das Aufbringen von speziellen Funktionsschichten zu veredeln. So soll ein einfach weiterzuverarbeitendes Substrat mit einzigartigen Eigenschaften für vielfältige Anwendungen in Rollenform bereitgestellt werden. „Wir erwarten, dass das Konsortium einen wichtigen Beitrag leisten wird, in den nächsten drei Jahren eine neue Produktionsplattform auf Basis von Glas-auf-Rolle für den innovativen Einsatz in der Fertigung von elektronischen Bauteilen zu entwickeln“, so Dr. Rüdiger Sprengard, Director Business Development Ultra Thin Glass bei SCHOTT.

Das Projekt „KONFEKT“ ist im Oktober 2013 gestartet und wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung bis Juli 2018 mit 5,67 Millionen Euro gefördert. Das Verbundprojekt läuft im Rahmen der Initiative „Organische Elektronik, insbesondere Organische Leuchtdioden und Organische Photovoltaik" des Förderprogramms „Photonik Forschung Deutschland“.

Weitere Informationen

Sonderseite zum ausgezeichneten Glas von SCHOTT